Wie äußern sich Schmerzen an der Halswirbelsäule?
Schmerzen an der Halswirbelsäule können auf verschiedene Arten auftreten und sich unterschiedlich äußern. Hier sind einige häufige Symptome:
- Nackenschmerzen: Der offensichtlichste Symptom ist ein Schmerz im Nackenbereich. Dieser Schmerz kann dumpf, stechend, ziehend oder sogar brennend sein. Er kann von leicht bis stark variieren und kann auf einer oder beiden Seiten des Nackens auftreten.
- Schulter- und Armschmerzen: Oft strahlen die Schmerzen von der Halswirbelsäule in die Schultern und Arme aus. Dies kann als Schmerz, Taubheit, Kribbeln oder Schwäche in den Armen wahrgenommen werden. Dies wird oft als „ausstrahlender Schmerz“ bezeichnet und kann bis in die Hände und Finger reichen.
- Kopfschmerzen: Schmerzen in der Halswirbelsäule können auch Spannungskopfschmerzen oder sogar Migräne auslösen. Dies liegt daran, dass die Muskeln und Nerven im Hals-Nackenbereich mit denen im Kopf verbunden sind.
- Bewegungseinschränkungen: Personen mit Halswirbelsäulenschmerzen können Schwierigkeiten haben, den Kopf zu drehen oder zu neigen. Die Bewegungen können schmerzhaft sein oder ohne Schmerzen eingeschränkt sein.
- Steifheit und Verspannungen: Die Muskeln im Nacken können sich aufgrund von Schmerzen verkrampfen und steif werden. Dies kann zu einem allgemeinen Gefühl der Steifheit im Nackenbereich führen.
- Schmerzen beim Schlucken: In einigen Fällen können Halswirbelsäulenschmerzen Schmerzen oder Beschwerden beim Schlucken verursachen.
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln: Wenn Nerven in der Halswirbelsäule gereizt oder eingeklemmt sind, kann dies zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in Armen, Händen, Schultern oder Nacken führen.
- Verstärkung oder Linderung der Symptome durch Bewegung: Die Schmerzen können sich bei bestimmten Bewegungen verschlimmern, wie z.B. beim Drehen des Kopfes, Beugen oder Strecken des Nackens. Bewegung führt aber auch oft zu einer Linderung der Symptomatik.
Wir entstehen Schmerzen an der Halswirbelsäule?
Schmerzen in der Halswirbelsäule können aus verschiedenen Gründen entstehen. Häufige Ursachen sind:
- Muskuläre Verspannungen und Überlastung: Lange Zeiträume in schlechter Haltung, übermäßige Belastung der Nackenmuskulatur oder Stress können zu Muskelverspannungen führen, die Schmerzen im Nacken verursachen können.
- Fehlhaltungen: Lang anhaltende schlechte Haltung, sei es am Arbeitsplatz, beim Schlafen oder bei der Verwendung von Mobilgeräten, kann die Halswirbelsäule belasten und zu Schmerzen führen.
- Verletzungen und Unfälle: Traumata wie Autounfälle, Stürze oder Sportverletzungen können zu Verletzungen der Halswirbelsäule, wie z.B. Schleudertrauma, führen.
- Bandscheibenvorfälle: Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe zwischen den Wirbeln hervorragt und auf Nerven drückt, was zu Schmerzen im Nacken sowie zu ausstrahlenden Schmerzen in Schultern und Armen führen kann.
- Degenerative Veränderungen: Mit dem Alter können die Wirbel und Bandscheiben in der Halswirbelsäule abnutzen oder sich verschleißen, was zu Arthrose und Schmerzen führen kann.
- Nervenkompression: Eingeklemmte oder gereizte Nervenwurzeln im Nackenbereich können Schmerzen, Taubheit, Kribbeln oder Muskelschwäche in den Armen und Schultern verursachen.
- Entzündliche Erkrankungen: Entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Spondylitis ankylosans können Schmerzen und Steifheit in der Halswirbelsäule verursachen.
- Überlastung durch wiederholte Bewegungen: Berufe oder Aktivitäten, die wiederholte Bewegungen des Nackens erfordern, können zu einer Überlastung der Nackenmuskulatur führen und so Schmerzen auslösen.
- Stress und psychische Belastung: Emotionale Anspannung und Stress können zu Muskelverspannungen führen, die Nackenschmerzen verursachen.
- Infektionen und Erkrankungen: In seltenen Fällen können Infektionen, Tumore oder andere Erkrankungen Schmerzen in der Halswirbelsäule verursachen.
- Blockierungen: Darunter versteht man erhöhte muskuläre Spannungen, die eine Einschränkung in der Beweglichkeit nach sich ziehen.
- Anatomische Varianten: Es gibt anatomische Varianten die Schmerzen in der Halswirbelsäule auslösen können, etwa wie nicht ganz geschlossene Knochenverbindungen oder zusätzliche knöcherne Anbauten.
- Überbewegliche Wirbelsäulenabschnitte: Es kann angeboren oder erworben zu über beweglichen Bereichen der Wirbelsäule kommen, die dann zu einer Überbelastung von anderen Strukturen führt. Das wiederum löst schließlich Schmerzen aus.
Wie werden Schmerzen der Halswirbelsäule diagnostiziert?
Die Diagnose von Schmerzen an der Halswirbelsäule erfordert eine gründliche Untersuchung durch spezielle weitergebildet der ÄrztInnen. Die wichtigsten diagnostischen Schritte sind:
- Anamnese und klinische Untersuchung: Es wird zuerst eine ausführliche Anamnese durchführen, bei der nach Informationen über die Art der Schmerzen, ihre Dauer, mögliche Auslöser, Begleitsymptome und die Krankengeschichte des Patienten gefragt wird. Eine gründliche körperliche Untersuchung kann helfen, die schmerzhaften Bereiche zu lokalisieren und Bewegungseinschränkungen festzustellen. Dies umfasst sowohl orthopädische als auch neurologische Untersuchungen. Beispiele dafür sind Reflextests, Muskelstärkeprüfungen und Sensibilitätstests.
- Funktionstests: Zudem werden verschiedene Bewegungstests durchführen, um festzustellen, wie gut der Nacken und die Halswirbelsäule funktionieren. Dies kann helfen, Bewegungseinschränkungen oder schmerzhafte Bewegungsbereiche zu identifizieren.
- Manuelle Medizin/Chiropraktik: Dabei werden zusätzliche Testverfahren angewendet um eine noch feinere Differenzierung der möglichen Schmerzursache vorzunehmen.
- Nerven-Funktionsuntersuchung: Wenn der Verdacht auf Nervenschäden besteht, kann eine elektrophysiologische Untersuchung durchgeführt werden, um die Funktion der Nerven in den Armen und Händen zu überprüfen.
- Bildgebende Verfahren: Meist führen die Tests zu einer sehr genauen Eingrenzung der auslösenden Ursache. In manchen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) eingesetzt werden, um genaue Bilder der Halswirbelsäule zu erhalten. Diese Bilder können helfen, Bandscheibenvorfälle, degenerative Veränderungen, Knochenstrukturen und andere mögliche Ursachen der Schmerzen zu identifizieren.
Wie sieht die Behandlung aus?
Ziel ist es die auslösende Ursache einzugrenzen um eine langfristige Linderung zu erzielen. Oft ist jedoch zunächst eine akute Schmerzlinderung notwendig. Wichtig ist eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern!
Hier sind einige gängige Behandlungsoptionen:
- Konservative Therapie:
- Schmerzmittel: Dabei kommen je nach Ursache, Intensität und Dauer der Schmerzen unterschiedliche Präparate zum Einsatz, wie etwa entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) oder Opiate.
- Muskelrelaxantien: Diese Medikamente helfen, Muskelverspannungen zu reduzieren und können bei Schmerzen aufgrund von Muskelverspannungen nützlich sein.
- Andere Medikamente: Je nach Befund, Dauer und Intensität können auch begleitend andere Medikamente eingesetzt werden. Etwa bei langanhaltenden, chronischen Schmerzen.
- Physiotherapie: Dabei können Übungen und Techniken zur Stärkung der Nackenmuskulatur, zur Verbesserung der Haltung und zur Linderung von Schmerzen durchführen werden.
- Wärme- und Kältetherapie: Das Auftragen von Wärme oder Kälte kann dazu beitragen, Muskelverspannungen zu lockern und Entzündungen zu reduzieren.
- Massagen: Massagen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung im Nackenbereich zu verbessern.
- Elektrotherapie: Verschiedene Stromanwendungen können eingesetzt werden, etwa zur Reduzierung der Schmerzweiterleitung.
- Infiltration:
- Steroidinjektionen: Bei starken Schmerzen können Injektionen an verschiedenen Stellen der Wirbelsäule erfolgen. Etwa an den Wirbelgelenken (Facettengelenken) oder um die Nervenwurzeln herum. Dies ist allerdings nur selten notwendig und ersetzt Maßnahmen wie Lebensstiländerung oder Bewegungstraining nicht, sondern wird begleitend in der Akutsituation eingesetzt.
- Triggerpunkt-Injektionen: Diese Injektionen zielen auf bestimmte schmerzhafte Muskelknoten ab, um Muskelverspannungen zu lindern.
- Ergonomische Verbesserungen:
- Anpassungen an Arbeitsplatz und Schlafposition können helfen, unnötige Belastungen der Halswirbelsäule zu vermeiden.
- Lifestyle-Änderungen:
- Verbesserung der Haltung, regelmäßige Bewegung, Stressbewältigung und eine ausgewogene Ernährung können zur Verbesserung der Nackengesundheit beitragen.
- Psychologische Schmerztherapie: Basis der Schmerzmedizin, vor allem bei chronischen Schmerzzuständen, ist eine psychologische Begleitung zum Erlernen von Maßnahmen wie der Schmerzdistanzierung oder Mentaltraining. Dies nutzt man aufgrund der gegenseitigen Beeinflussung von Schmerz und Psyche.
- Weitere Therapien:
- Akupunktur, Manuelle Medizin, chiropraktische und osteopathische Therapie sind Ansätze, die in einigen Fällen zur Linderung von Halswirbelsäulenschmerzen eingesetzt werden.
- Chirurgische Optionen:
- In sehr seltenen schweren Fällen, in denen intensive und genügend lange durchgeführte konservative Therapien nicht ausreichend sind, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Mag. Dr. Stefan Treichler
Facharzt für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation
Sportarzt
Sportwissenschaftler
ÖÄK Diplom Manuelle Medizin/ ärztlicher Chiropraktiker
Kursleiter bei der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Manuelle Medizin
Elsa Gomm BSc.
Physiotherapeutin
Osteopathin